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Rückblick BarCamp Kiel 2011

Kiel hat im Gegensatz zu Lübeck, eine wirklich aktive Web 2.0 Szene. Es gibt seit Jahren einen erfolgreichen Webmontag, dann hat Kiel natürlich die große Uni mit dem Technologiezentrum und daneben noch die Fachhochschule und gute Blogs und Multimedia etc. Da kommt unser Lübeck etwas bescheidener her, obwohl wir auch eine kleine Uni und eine tolle FH haben und dann noch die Mediadocks (die aber inzwischen nicht mehr ganz so viel Media haben). Sei es drum, es soll hier kein Städtevergleich beschrieben werden, sondern ein Rückblick auf das BarCamp geben.

Im Gegensatz zum ersten BarCamp 2010, hat sich die Teilnehmerzahl 2011 mehr als verdoppelt. Dies Jahr waren 300 Blogger, Werber, Programmierer, Studis und Journalisten (und noch viel mehr) angemeldet um über Themen zu referieren, die vorher nicht bekannt waren, denn beim BarCamp wird die Agenda erst am Veranstaltungstag “spontan” entworfen. Mach einer kurzen Begrüßung

verteilen sich alle auf die Räume und es wird dann 30 Minuten meist präsentiert umd dann noch 30 Min. zu diskutiert. Manchmal sind die Themen sehr spontan und es wird gar nicht präsentiert sondern nur “geschnackt”. Alles sehr offen und sehr nett in einer entspannten nicht wissenschaftlichen Atmosphäre (daher wohl so wenig Akademiker in der Runde).

Für mich war es wieder sehr interessant. Meine Sessions waren alle sehr gut, vor allem die beiden über eBooks. Im ersten Vortrag von Falkemedia wurde über ein iPad Projekt berichtet, was vor 1,5 Jahren begann. Ich hatte schon sehr angeregt den Vortrag auf dem letztjährigen BarCamp angesehen und diesmal wurden über die ersten Erfahrungen berichtet. Das Ergebnis war sehr einfach, denn Falkemedia hat ganz schlicht und einfach gesagt, dass aufwendige iPad Produktionen für das iPad gar nicht verlangt werden, sondern die meisten Leser mit PDFs zufrieden sind. Es gibt natürlich Ausnahmen, z.B. spezielle Multimedia Zeitschriften, aber eine ganz normale Zeitschrift kann ohne Probleme als PDF mit minimalen Produktionsaufwand hergestellt werden. Das denkt sich mit unseren Umfragen bei den PDFs und dem Online Studium. Wir stellen die PDFs zur Verfügung und der Student verwertet sie unterschiedlich, z.B. es wird gedruckt, auf dem iPad gelesen oder am Heim-PC oder auf dem Smartphone. PDFs sind sehr flexibel und der Anwender hat das Format akzeptiert. Den Reader bzw. App bestimmt er selbst, es gibt ihn aber für jede Plattform.

Der zweite Vortrag war dann über das Kindle und iPad mit dessen Formaten ePub und Mobi. Ich wusste bis dahin noch gar nicht, dass das Kindle (ich will das Ding unbedingt mal testen) “nur” mit dem Mobi-Format vernünftig arbeitet. Offiziell werden auch HTML, ASCII und PDF unterstützt, aber wirklich handhabbar sind diese Formate nicht. Will man jedoch vernünftig auf ePub UND Mobi publishen, entstehen Probleme, die ich überhaupt nicht im Blick hatte. Also der Vortrag gab ne Menge Denkanstöße und vor allem auch ein paar Lösungen.

Zum Schluss hab ich mir noch eine Diskussionsrunde zur Medienkompetenz angetan. Wie bei fast allen Runden zu dem Thema ist auch hier nichts spannendes passiert und es war schön, dass wir mal darüber geredet haben. Erkenntnisgewinn: “Die Leute, die man erreichen will, sind bestimmt nicht auf einem Barcamp.”

Highlight war aber das Schleswig-Holstein Thema schlechthin in den letzten vier Tagen, nämlich unser ULD (Unabhängiges Ladenszentrum Schleswig-Holstein) will Facebook verbieten. Also nicht wirklich verbieten, sondern es wird darauf gedrängt, die deutschen Datenschutzrichtlinien einzuhalten und da es Facebook ziemlich egal ist, was unser schönes Bundesland hier macht, müssen die Jungs ihre Vorgaben umsetzen. Das bedeutet man sollte als Betreiber einer Facebook-Seite (gilt nur Fanseiten nicht Privatpersonen) dem Anwender mitteilen, dass man Daten erhebt (Impressum) und man sollte die Möglichkeit haben, der Erfassung zu widersprechen. Das letztere geht aber nicht, da Facebook das einfach nicht anbietet und daher (so sagt es das ULD) dürfe man dann auch nicht Facebook benutzen. Das hat natürlich ne Menge Wind gemacht (siehe Netzpolitik, LawBlog, SPON, etc.) und daher waren die Jungs vom ULD auch das Gesprächsthema schlechthin. Am Samstag gab es noch Interviews mit Radio-und YouTube-Podcast und ganz viele Kommentare. Ob der Ansatz des ULDs vernünftig ist, also wir verbieten es den Betreibern, statt sich mit Facebook direkt anzulegen, klug ist, darf bezweifelt werden. Meiner Ansicht nach, hat der Datenschutz in Deutschland inzwischen Ausmaße angenommen, die teilweise  lächerlich sind. Wir haben Angst vor Google Streetview und Facebook. Wir stellen Stoppschilder vor Internetseiten auf und wir sollen keine Partyfotos online stellen, da alle Personalchefs unsere Bewerbung googeln und nur solche Partyfotos suchen und man dann niemals Bundeskanzler werden kann. Es ist inzwischen deutsches Hobby geworden vor dem Internet zu warnen, dabei bietet das Internet unglaubliche Möglichkeiten und ist  sicherlich mit dem Buchdruck, der Dampfmaschine und dem Ottomotor eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte und wir haben nichts besseres zu tun, als unsere Kinder davor zu schützen. Datenschutz ist wichtig, keine Frage, aber hier muss ein gesundes Maß gefunden werden und Facebook-Nutzer mit Bußgeld zu verwarnen ist bestimmt kein guter Ansatz. Wenn ich alleine bedenke, wie viele Anfragen ich heute zu dem Thema hatte, und wie viel Zeit ich damit vergeudet habe, bedanke ich mich ganz herzlich beim ULD. Mehr zu dem Thema an anderer Stelle.

Das tolle am BarCamp sind natürlich auch immer die Gäste. Das sind alles richtige Nerds und Geeks und man muss niemanden erklären, was ein Hashtag, Feed oder ein Tweet ist. Alle haben cooles Equipment (ich konnte das GalaxyTab 10.1 kurz testen – vielen Dank an den Unbekannten) und die Konferenz wurde natürlich fleissig auf Twitter #bcki und Flickr und Etherpad begleitet. Das WLAN war umsonst, schnell und leider verschlüsselt (typisch deutsch, ich hab diese Vorschrift noch nie verstanden) und alles wurde per Twitterwall und Beamer festgehalten.

Abschließend möchte ich das BarCamp noch einmal loben und danke sagen. Ich finde die Veranstaltung großartig, super organisiert und total entspannend. Die Vorträge sind klasse und alles ist stimmig. Die Organsitoren dürfen Stolz sein und ich hoffe auf ein drittes BarCamp im nächsten Jahr und vielleicht mach ich dann auch ne Session über YouTube, E-Learning oder so ne Nerd-Session “Warum echte Männer kein Apple mögen”.

 

5 Kommentare

  1. iSchack (@iSchack)

    Moin.
    Ich habe die Passwörter für das WLAN ja extra einfach gemacht. 😉
    Aber klar, selbstverständlich haben wir uns für verschlüsselte und passwortgeschützte WLANs entschieden. Da gibt es gar keine zwei Meinungen. Weder aus juristischer noch aus datenschutz-/sicherheitstechnischer Sicht.

    • onlinebynature

      Aus juristischer Sicht ist das auch völlig korrekt, wobei meine Kritik ja diese Bestimmung meinte. Aus Datenschutz und Sicherheitssichtsicht kann es nicht sein, denn die Gruppe war viel zu gross, als da nicht jemand Unsinn machen konnte und die Gruppe war auch technisch sehr gut, dass sie das ausnutzen konnte. Das Passwort hatte rückblickend gar keinen Sinn, ausser den juristischen Ansprüchen zu genügen (zum Glück) und es hat eigentlich nur den Unsinn der Rechtslage gezeigt, dass wir keine freien WLANS einrichten dürfen. Eigentlich machen diese verschlüsselten Netze bei öffentlichen Veranstaltungen als auch an öffentlichen Orten gar keinen Sinn, ausser man will die TelKoms unterstützen, indem sie ihre UMTS Sticks verkaufen können.

      • Tim Schlotfeldt

        Moin, verschlüsseltes WLAN macht schon Sinn, da immer noch unglaublich viele Menschen auf ihre Accounts (Web 2.0, Mail, Home Server) unverschlüsselt zugreifen. Mit einem einfachen WLAN-Sniffer lassen sich so wunderbar alle Passwörter einsammeln. Das wurde auf diversen Veranstaltungen exemplarisch vorgeführt, die Ernte an Zugangsdaten war immer recht beeindruckend.

  2. onlinebynature

    Natürlich machen verschlüsselte WLANs Sinn, aber beim Barcamp hätte das doch nichts genützt. Der “Feind” wäre doch auch Barcamp Teilnehmer gewesen und damit hat er das Passwort und dann konnte er auch sniffen. Nur Außenstehende konnten dies nicht machen und wie viele Außenstehende waren denn in Kiel?
    Ich fand es sehr gut, dass das Passwort einfach, da hier Usability wichtiger ist, als Sicherheit. Und gerade die Barcamp Teilnehmer werden wohl ihre Mails auch mit https abholen, daher hätten wir hier (und auch bei vielen anderen Veranstaltungen) auf ein geschütztes WLAN verzichten können.

    • Tim Schlotfeldt

      Ah, ich verstehe deinen Einwand, aber ich denke, du sitzt einem Missverständnis auf. Bei der WLAN-Verschlüsselung wird zwar ein einheitliches Passwort ausgegeben, dieses dient aber lediglich der Sicherstellung, dass nur Leute mit dem korrekten Passwort dieses WLAN benutzen dürfen. Ansonsten kommen bei der WLAN-Verschlüsselung public key-Verfahren zum Einsatz und jeder Nutzer hält seine eigene, individuell verschlüsselte Verbindung zum Access Point.

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